![]() |
![]() |
Ein ganz anderer NSU Ro 80! |
![]() |
![]() |
Nichts für Puristen! - Von Guido Rapsch Sie haben einen Ro 80 als tägliches Gebrauchsfahrzeug (Bj. 75)? Das waren meine Beweggründe, einen "Spezial-Ro
80" in Angriff zunehmen. Etwas Besonderes sollte es schon sein (siehe oben!): Ro-Karosserie (ich liebe sie!); starker Wankelmotor (unbedingt!); zeitgemäße Ausstattung mit möglichst allen Annehmlichkeiten und dem
Schnick-Schnack, der heutzutage in einem guten Fahrzeug sein sollte, trotzdem alltagstauglich und komfortabel! |
|
|
![]() |
![]() |
Allein schon die Karosse (FG#: 0871 001 076), gefertigt am 25.3.77, also laut Korp die drittletzte Karosse, die hergestellt wurde. Zwischen dem
18.3.77 und dem 5.4.77 war sie die einzige, die hergestellt wurde. Ich sah sie bei unserem Clubkameraden Andreas Freund in der Nähe von Mannheim und ich wusste sofort, die sollte es sein! Der Motor stammt von einem kommerziellen
Anbieter aus Schwaben und ist ein seltener 871 er, der vom Werk aus mit einer K-Jetronik ausgestattet ist. Einspritzung, Drehmoment ohne Ende und Spitzenleistung zwischen 170 und 200 PS, je nach Kraftstoffmenge und Einstellung. Das
sollte wohl genügen! So, die Vorgaben waren gegeben und die Hardware stand für den Anfang zur Verfügung. Jeder, der schon mal ein ähnliches Projekt in Angriff genommen hat, weiß, auf was man sich da einlässt. Jeder, der so etwas
noch nicht gemacht hat, sollte die Finger davon lassen oder zumindest wissen, das es ein Job ohne Ende ist und dass 3 bis 5 Jahre Arbeit ins Haus stehen. Und wenn man dann noch einige fixe Ideen und ganz bestimmte Vorstellungen
hat, dann ist ein Ende der Probleme und Schwierigkeiten nicht abzusehen. Gründliche Vorbereitung Das Aufarbeiten des Fahrgestelles ging nach bekanntem Muster: entrosten, entfernen von Farbe und
Unterbodenschutz, Ausbau aller Komponenten, Lackierung, Konservierung, Hohlraumversiegelung etc. .Erneuerung der Verschleißteile und Überholung der Fahrgestellteile waren so zeitaufwendig, dass ab und zu doch auch das Fahrzeug eine
längere Ruhepause und der Monteur eine längere Motivationsphase benötigte. Der Einbau des Motors ging ja eigentlich ganz schnell, doch musste er zur Außenlackierung wieder raus und die Anpassung einer
Original-2-Rohr-Auspuffanlage, sowie der Umbau des vorderen Stabis und die Motorbefestigung waren so einige Teilarbeiten, die ohne "Vorbild" stattfinden mussten und deshalb besonders zeitaufwendig waren. Lust auf ganz
andere Arbeiten waren der Grund, dass zwischenzeitlich immer wieder in Richtung Komfort und Luxus gedacht wurde. Extra's und nochmal Extra's Ledersitze vom Audi V8 mit elektrischer Verstellung und
Mittelarmlehne, inklusiv Memory-Schaltung für verschiedene Nutzer und Sitzheizung waren ein Muss. Passend zu den Sitzen wurden die Innenverkleidungen, die Armlehnen, die Türabdeckungen oben, die Ablagefächer in den Türen (vom
Audi), das Lenkrad, der Schaltknopf und die Heckablage mit Leder bezogen. Die elektrisch verstellbaren und beheizbaren Außenspiegel vom Audi 80 funktionieren sehr gut, aber die Anbringung muss noch nachgebessert werden. Die
Zentralverriegelung stammt aus einem Opel Senator, da sie sehr robust ist und einfach nachgerüstet werden kann. Die Bedienung per Funk wird noch zusammen mit einer elektronischen Wegfahrsperre nachgerüstet. Die elektrischen
Fensterheber stammen aus dem Zubehörhandel. Das elektrische Schiebedach ist ein NSU-Originalteil. Die Hallgeber-Zündung lieferte Fabritius. Die Zündkerzen für den 871er müssen aus Original-Ro-Kerzen angefertigt werden. |
|
|
![]() |
![]() |
Stutzig wurde ich nur, als bei der notwendigen Abgasuntersuchung (beim TÜV) mit bestem Willen kein CO-Gehalt unter 3,5 % einzustellen war. Dies
war zwar noch unter dem gesetzlichen Maximalwert und die ASU wurde dem Ro erteilt, aber von den normalen 0,6 % vom Ro 80 war das schon sehr weit entfernt, nicht? Die Ernüchterung kam bei der ersten Probefahrt: 47 L Normalbenzin
auf 100 km Strecke (ja. Ihr Jammerer, wenn Euer Auto mal 20 Liter braucht: er läuft auch noch mit der doppeltem Benzinmenge!). Nach vielen Einstellungsarbeiten und der totalen Erneuerung aller Einspritzleitungen, -Düsen und
-Nebenaggregate waren 40 Liter die Bestmarke. Das Auto lief zwar superschnell und hatte immense Leistung, aber es war kaum richtig zu fahren. Des Rätsels Lösung: der Mengenteiler, der zum Motor mitgeliefert wurde, war defekt!
Ein weiterer (ich glaube der 7. oder 8.) Besuch im ehemaligen NSU-Werk in Neckarsulm lieferte die Erkenntnis, dass der Mengenteiler ein ganz anderer sein muss, nämlich der des BMW 320i Sechszylinders aus den 70er Jahren. Wieder ein
1000er ging über den Ladentisch - ohne Reue, denn jetzt funktioniert der Motor so wie es sein muss und soll: ruhiger Lauf, genug Leistung, tolles Drehmoment, einwandfreie Gebrauchsicherheit bei der täglichen Nutzung, auch im reinen
Stadtverkehr und nicht mehr als 14 L Verbrauch! Das war erst Stufe 1 Warum rasten, wenn die Lust noch da ist? Ein modernes Radiogerät mit CD-Wechsler, die obligatorische Freisprechanlage fürs
Handy und das Spitzenlicht von den BMW-Xenon-Doppelscheinwerfern sind der Beginn der Ausbaustufe 2. In der geplanten 3, Stufe sollen noch die Bose-Lautsprecheranlage, die Wegfahrsperre (s.o.), die Verbesserungen im Fahrwerk
(Stabi hinten), im Getriebe (längerer 3. Gang) und beim Luxus (Klimaanlage) folgen. Wie sagt Beckenbauer: „Schau ma mal!" Guido Rapsch |